Nach der Präsentation des recycelbaren Laufschuhs Index.01 im letzten Jahr hat uns eine WELLE an Fragen von den Medien und der Öffentlichkeit erreicht. Deshalb haben wir unsere Produktexperten von F&E und Footwear ein paar Stunden in einen Raum gesperrt (ja, wirklich), um sie alle so gut wie möglich zu beantworten. Auf dieser Seite gibt es eine Zusammenfassung der häufigsten Fragen (plus die dazugehörigen Antworten) für jeden, der „nerd-mäßig“ (mit großen Interesse) mehr über den Index.01 und die Idee von recycelbaren Laufschuhen wissen möchte.
- Gewicht von einem Paar Index.01 Schuhen: 540 g für beide Schuhe, Größe 41,5 (8.5 UK)
- Gewicht der recycelbaren Materialien: 495 g (92 % des Schuhs)
- Gewicht der nicht recycelbaren Materialien (Einlegesohle): 45 g, 8 % (die Einlegesohle besteht aus recyceltem Material)
- Gewicht der recycelten Materialien, die in jedem Index.01 verwendet werden: 83 g (15 %)
- Einlegesohle: 100 % recyceltes Material
- Obermaterial: 40 % recycelter Polyester
Warum lassen sich Laufschuhe für gewöhnlich nur schwer recyceln?
Laufschuhe lassen sich aufgrund der Materialien, aus denen sie traditionell hergestellt werden, nur schwer recyceln – verschiedene synthetische Materialien, Textilien (Baumwolle, Wolle), Schaum, Gummi und unterschiedliche Bindemittel (Kleber). Genauer gesagt: All diese Materialien werden miteinander vereint, und wenn du den Schuh dann recyceln möchtest, müssen sie irgendwie wieder voneinander getrennt werden. Das ist ein sehr komplexes und zeitaufwendiges Verfahren. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, weniger Materialien zu verwenden und den Schuh so zu gestalten, dass sie auch wieder voneinander getrennt werden können, wenn er seinen Dienst einmal getan hat. Anschließend können die Materialien separat recycelt und in einem neuen Produkt wiederverwendet werden.
Könnt ihr beschreiben, in welchen Schritten ihr den Schuh recycelt, wenn ihr ihn zurückbekommt? Wie wird er zerlegt usw.?
Zuerst sammeln wir jede Menge Schuhe, um sie effizient zu reinigen. Von Hand trennen wir dann die zwei Hauptmaterialien TPU und Polyester – diesen Teil der Demontage möchten wir in Zukunft noch verbessern. Sobald wir genügend Materialien für ein neues Produkt gesammelt haben, schicken wir sie für den Recyclingvorgang zu lokalen Partnern. Dadurch verringern wir den Umwelteinfluss aufgrund des Transports. TPU sammeln wir zum Beispiel in Europa und schicken es zu unserem Skischuh-Hersteller. Für Polyester haben wir einen globalen Partner, der das recycelte Material für eine lokale Herstellung wiederverwendet, auch in den USA. Wir schauen uns gerade nach ein paar Möglichkeiten um, wie auch TPU in den USA ein zweites Leben erhalten kann, sind aber noch nicht soweit, diese Informationen zu teilen. Die Einlegesohlen werden gelagert, bis wir eine Recycling-Lösung für sie finden.
Wie wird das recycelte TPU in den Skischuhen verwendet? Büßt das Material durch das Recycling an Qualität ein?
Tatsächlich haben wir herausgefunden, dass wir bestimmte Eigenschaften unserer Skischuhe durch das recycelte TPU des Index.01 verbessern können. Viele unserer Skischuhe enthalten bereits recycelte Materialien. Bei der Wiederverwendung von Materialien des Index.01 ging es darum, das richtige Verhältnis von recyceltem und fabrikneuem TPU herauszufinden, damit wir die Leistungs- und Langlebigkeitsstandards einhalten können, die wir von unseren alpinen Skischuhen erwarten – darunter fällt das standardmäßige Testen von Prototypen in unseren Kältekammern. Grob gesagt: Wir verwenden eine recycelte Sohleneinheit pro Skischuh-Schale.
Könnt ihr mehr darüber erzählen, warum die Herstellung eines zirkulären Schuhs für euch als Unternehmen wichtig war?
Das war nicht nur „wichtig“, sondern vielmehr notwendig. Und zwar aus mehreren Gründen: Erstens ist uns bewusst, dass die Schuhbranche einen großen Teil zur Umweltverschmutzung beiträgt. Wir haben uns dazu entschlossen, an der Veränderung der Branche teilzuhaben, wenn es darum geht, wie Schuhe hergestellt werden, wie lange sie halten und was man mit ihnen macht, wenn die Zeit für neue gekommen ist. Zweitens steckt unser Unternehmen voller Outdoor-Fans – Läufer, Skifahrer, Wanderer. Mehr Nachhaltigkeit spielt für unsere Mitarbeiter eine wichtige Rolle. Und drittens, der wichtigste Punkt: Es ist euch wichtig. Allen, die unsere Marke unterstützen. Outdoor-Liebhaber hegen eine Leidenschaft für die Umwelt und möchten sehen, dass sich Marken wie Salomon bemühen und verantwortungsvoller handeln.
Wie groß wäre die Herausforderung, alle Salomon Produkte nach dem zirkulären Modell herzustellen? Ist das euer Ziel?
Das ist unser ultimatives Ziel und diese Prinzipien werden unsere Produktentwicklung in der Zukunft beeinflussen. Und ja, das ist aus mehreren Gründen eine große Herausforderung. Im ersten Schritt muss ein recycelbares Produkt erschaffen werden, wie wir es mit dem Index.01 jetzt getan haben. Trotzdem sind die Menschen noch nicht daran gewöhnt, ihre Schuhe wie einen Milchkarton oder eine Coladose zu recyceln. Man muss die ganze Sache also einfach gestalten. Die Herausforderung ist es, die notwendige Infrastruktur für das Recycling von Produkten zu erschaffen. Wir freuen uns auf diesen großen Schritt, aber es wird Partnerschaften mit anderen Unternehmen brauchen, die Experten im Sammeln und Recyceln von Materialien sind. Vielleicht müssen wir sogar mit unseren Konkurrenten zusammenarbeiten, um die Industrie wirklich zu verändern. Bei Zirkularität geht es auch um die saubere Beschaffung und Strapazierfähigkeit (damit Produkte länger leben, bevor sie in den Kreislauf zurückkehren). An diesen Aspekten arbeiten wir auch.
Was passiert mit den Skischuh-Schalen, nachdem sie ausgedient haben? Recycelt ihr diese auch?
Gute Frage. Wir arbeiten bereits daran, leihbare Skischuhe von Skigebieten zu recyceln. Das Ziel des Index.01 ist es, den Lebenszyklus eines Schuhs zu verlängern, indem die Materialien länger in einem anderen Produkt verwendet werden. Ein Skischuh hält im Schnitt zehnmal länger als ein Laufschuh, das ist schon mal ein Fortschritt. Noch nicht perfekt, aber immerhin. Als Teil des französischen AGEC-Gesetzes (Kreislaufwirtschaftsgesetz), das im letzten Jahr beschlossen wurde, müssen ab 1. Januar 2022 Recycling-Lösungen für Sportartikel implementiert sein. Deshalb arbeiten wir mit anderen französischen Unternehmen und einem spezialisierten Recycling-Organismus daran, ein nationales Recycling-System aufzubauen.
Wo werden die Schuhe hergestellt?
Die Schuhe werden derzeit in Asien hergestellt. Der Index.01 wurde hier im Annecy Design Center in Frankreich entwickelt und getestet. 2021 eröffnen wir eine lokale Fabrik in Frankreich. In den nächsten Monaten verraten wir mehr darüber.
Warum habt ihr den Index.01 nicht aus recycelten Materialien hergestellt? Und verwendet ihr recycelte Materialien in anderen Produkten?
Teil des Obermaterials des Index.01 besteht aus recycelten Materialien und die Einlegesohle ist zu 100 % aus recycelten Materialien gefertigt. Vielleicht ist das bei den ganzen Recycling-Infos untergegangen. Wir vergeben dir natürlich. Viele unserer Skischuhe bestehen bereits aus recycelten Materialien.
Der Schuh sieht super aus. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob Weiß die beste Wahl für Outdoor-Sport ist. Gibt es noch andere Farben?
Hört, hört, Mr./Mrs. Fashion! Weiße Schuhe sind doch beliebt, oder? Neeein, Spaß! Die (nachhaltige) Antwortet lautet natürlich: Wir versuchen, weniger Farbe zu verwenden, weil: weniger Chemikalien. Du kannst die Schuhe aber waschen! Und wenn du schnell genug läufst, werden deine Füße den Boden kaum berühren. Ergo: weniger Schmutz.
Wie hoch ist die Höhendifferenz der Mittelsohle zwischen Ferse und Vorfuß beim Index.01?
Die Sprengung des Index.01 beträgt 9 mm.
Der Bereich „nachhaltige Schuhe“ entwickelt sich immer weiter. Wo möchtet ihr in den kommenden Jahren/Monaten noch Verbesserungen vornehmen?
Okay, dann tauchen wir mal kurz tiefer in die technische Komponente ein. Wir arbeiten daran, die Trennbarkeit der zwei Materialien des Index.01 zu vereinfachen und sicherzustellen, dass das Rückgabemodell für das Produkt so umweltfreundlich wie möglich ist. Wir wissen, dass wir hier nicht auf ein klassisches Sammelsystem setzen können, bei dem viele Materialien einfach in einen Topf geworfen werden. Das würde keinen Sinn ergeben, wenn man bedenkt, wie mühsam die Entwicklung des Index.01 aus nur zwei Materialien war. Wir möchten die Materialien trennen und ihre Reinheit beibehalten, sodass wir sie in einem neuen Produktionssystem wieder verwenden können. Das ist ein neuer Prozess und daher eine Herausforderung. Doch wir arbeiten derzeit daran, ihn zu verbessern.
Welche Herausforderungen bestehen bei einem Sammelprozess und warum ist er bei diesen ganzen Bemühungen so wichtig?
Es ist wichtig, beim Sammeln der Schuhe am Ende ihres Lebenszyklus nachhaltig konsistent zu sein. Wir möchten nicht, dass sie um die halbe Welt reisen müssen. Im ersten Schritt errichteten wir deshalb Sammelzentren in jeder Region. Dann mussten wir in diesen Regionen Recycling-Partner finden, um den benutzten Schuh regional recyceln zu können. Salomon kann TPU in Europa und gemeinsam mit unseren Fabriken in Asien recyceln. Für Polyester mussten wir in jeder Region aber andere Lösungen finden, genauso wie für TPU in Nordamerika.
Wer wird die recycelten Materialien verwenden und warum werden nicht alle zurück zu Salomon für Skischuhe geschickt?
In Europa, wo ca. 80 % aller Index.01 Schuhe verkauft werden, wird das recycelte TPU des Index.01 für neue alpine Skischuhe von Salomon verwendet. Das Polyester-Recycling schließen wir gerade ab. In anderen Regionen haben wir uns mit Unternehmen zusammengeschlossen, die das Material für verschiedene neue Produkte verwenden können. Das haben wir gemacht, weil wir die Materialien nicht wieder den ganzen Weg nach Europa schicken lassen wollten, um aus ihnen Skischuhe herzustellen. Das hätte zu einem hohen CO2-Ausstoß geführt und den wollten wir vermeiden.
Warum habt ihr euch dazu entschlossen, das recycelte TPU des Index.01 für Skischuh-Schalen anstatt wieder für die gleiche Art von Schuh zu verwenden? Wie hilft Salomons Fachwissen im Skibereich dabei?
Die meisten unserer Index.01 Schuhe werden bisher in Europa und Nordamerika vertrieben. Unsere Idee war es, das Material so regional wie möglich wiederzuverwenden. Würden wir das Material für einen neuen Schuh wiederverwenden, müssten wir das Material zurück nach Asien schicken, was nicht zur Reduzierung unseres CO2-Fußabdrucks passt. Wir können TPU in Europa bereits recyceln, weil wir das schon bei den Skischuhen machen. Wir mussten nur ein paar Parameter verfeinern, damit das auch mit dem recycelten Material der Schuhe funktioniert. Die Menge an recycelten Materialien in einem Skischuh liegt zwischen 5 % und 20 %. Um die notwendige Steifigkeit des Skischuhs zu erhalten, können wir hier nicht über 20 % gehen.
Wird es einen Index.02/.03 etc. geben, wenn das Produkt weiterentwickelt wird?
Der Index wird als Konzept in vielen anderen Produkten weiterleben. Wir arbeiten an ein paar Überraschungen, also seid gespannt.
Was waren bzw. sind eure größten Herausforderungen bei der Entwicklung eines nachhaltigen Laufschuhs?
Die größte Herausforderung war es, den Schuh so zu konstruieren, dass er unsere Leistungsstandards erfüllt, am Ende seines Lebens aber getrennt und recycelt werden kann. Laufschuhe lassen sich nur schwer recyceln, weil sie für gewöhnlich aus vielen unterschiedlichen Materialien bestehen – verschiedene synthetische Materialien, Textilien (wie Baumwolle und Wolle), Schaum, Gummi und unterschiedliche Bindemittel (Kleber). Wenn diese Materialien miteinander vereint werden, müssen sie für den Recyclingvorgang auch irgendwie wieder voneinander getrennt werden. Das ist ein komplexer und zeitaufwendiger Prozess, weshalb wir die Anzahl der Materialien auf zwei reduziert und den Schuh so entwickelt haben, dass sie am Ende des Lebenszyklus des Schuhs wieder voneinander getrennt werden können. Das war alles andere als einfach. Anschließend wird der Schuh gereinigt, woraufhin die Materialien einzeln recycelt und in einem neuen Produkt wiederverwendet werden können. Eine weitere Herausforderung für das Recycling: Heutzutage kennen nur die Marken selbst die Zusammenstellung ihrer Produkte. Das heißt, sie müssen ein eigenes Sammelsystem etablieren. Das kann sehr kostspielig sein und hat vielleicht auch nicht gerade den geringsten CO2-Einfluss. Das würde also bedeuten: Marken müssten zusammenarbeiten, um ein gemeinsames Recycling-System zu kreieren. Die Zukunft bleibt spannend.
Wie schafft ihr es, die Balance zwischen Leistung für den Läufer und Nachhaltigkeit zu schaffen? Welche Kompromisse musstet ihr eingehen?
Keine Kompromisse. Das war eine unserer Regeln bei der Entwicklung des Schuhs. Das Schlüsselelement für die Laufperformance ist der exklusive, mit Stickstoff angereicherte Schaum auf TPU-Basis namens INFINIRIDE, der in kleine Teilchen zermürbt und recycelt werden kann, wenn das Ende für den Schuh gekommen ist. Die Sohle des Schuhs verfügt auch über eine R.Camber (Rocker-)Geometrie, die den Läufer mit einem schnellen Übergang nach vorn treibt, damit er weniger Zeit auf dem Boden verbringt. Ich denke, eine weitere Herausforderung (zusätzlich zu all den bereits erwähnten) war es, ein Schaummaterial für die Sohleneinheit zu finden, das recycelbar ist, aber trotzdem die perfekte Menge an Dämpfung und Rebound liefert, die für Straßenläufe wichtig sind.
Wie lange wird der Lebenszyklus durch die Herstellung eines recycelbaren Produkts schätzungsweise verlängert?
Wenn wir über einen längeren Lebenszyklus sprechen, konzentrieren wir uns bei Salomon hauptsächlich auf eine Verlängerung der Lebenszeit des Materials. Schuhe für den Straßenlauf halten für gewöhnlich zwischen sechs Monate und zwei Jahre, je nach Nutzungsintensität, Gewicht des Läufers und Auftritt. Ein klassischer Skischuh hält mindestens sechs Jahre. Indem also 85 % des Schuhmaterials in einem Skischuh wiederverwendet werden, verlängern wir den Materialeinsatz um drei bis zwölf Mal. Die übrigen 15 %, die nicht im Skischuh wiederverwendet werden (Polyester), werden in Garn und dann in Stoff recycelt. Die Verlängerung der Lebensdauer hängt dann vom Stoffeinsatz ab: Schuhe, T-Shirt, Hose, etc. Wir können aber sagen, dass wir die Lebensdauer des Stoffs, der für diesen Teil des Schuhs verwendet wurde, mindestens verdoppeln.
